Die wiederholt verlängerten Wartungsarbeiten in Norwegen und die australischen Streiks beschäftigen auch diese Woche die europäischen Gasmärkte. Die Gaspreise zeigen sich im laufenden Monat jedoch nicht sonderlich volatil, was typisch für den Monat September ist.
Am deutschen THE bewegt sich der Frontmonat im laufenden Monat in einem Bereich von rund 32-38 EUR/MWh. Der Monatsmittelwert der bisherigen Tagesnotierungen liegt bei rund 35 EUR/MWh.
September bisher mit typischer Volatilität
Ganexo hat ein Modell entwickelt, was die statistische Eintrittswahrscheinlichkeit der Preisbewegungen an den Spot- und Terminmärkten im jeweiligen Handelsmonat darstellt. Datengrundlage sind die Handelsbewegungen der letzten zehn Jahre.
Die Aufwärtsbewegung des Frontmonatskontrakts über den Monatsdurchschnittspreis liegt damit im laufenden Monat bisher bei maximal 6 Prozent. In sieben der letzten zehn Jahre war dies ebenfalls die maximale Aufwärtsbewegung im Monat September. Wir bezeichnen dies als das 75%-Quantil.
Die Abwärtsbewegung unter den Monatsdurchschnittspreis lag ebenfalls bei maximal 6 Prozent. Nur in drei der letzten zehn Jahre zeigte der Frontmonatskontrakt im September eine signifikant stärkere Abwärtsbewegung. Wir bezeichnen dies als das 25%-Quantil.
Statistische Kennzahlen für das Beschaffungscontrolling
Mit dem Korridor des 75%-/25%-Quantils konnte man also die Preisbewegungen von Okt-23 im laufenden Monat recht gut prognostizieren. Ein Prognosesystem auf Basis von statistischen Eintrittswahrscheinlichkeiten kann Risiken im Beschaffungscontrolling quantifizieren.
Neben der Analyse der typischen Preisbewegungen ist für die Energiebeschaffung auch die Einschätzung über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von nur vereinzelt auftretenden Preisspitzen bzw. Preisabstürzen essentiell wichtig. Diese kann mit dem 95%-/5%-Quantil dargestellt werden.
Der Handelsmonat Oktober zeigt im Rückspiegel der letzten zehn Jahre zwar für das 75%-/25%-Quantil eine ähnliche Volatilität wie der laufende Handelsmonat, jedoch weist das 95%-/5%-Quantil von allen Handelsmonaten den breitesten Korridor auf. Der Preis pendelte um bis zu 35 Prozent über oder unter den Monatsdurchschnittspreis.
Oktober typischerweise volatiler
Dies korrespondiert mit der üblicherweise im Monat Oktober hohen Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Winters. Erste Anzeichen eines möglicherweise kalten oder warmen Winters sorgen schnell für große Preisbewegungen.
Auch in diesem Jahr liegen die Extremwerte der Fundamentaldatenprognosen weit auseinander. Die Wetterentwicklung im Oktober und Prognosen für den November, die Auswirkungen der Streiks in Australien, die Höhe des LNG- und Pipeline-Angebot in Europa, der Krieg in der Ukraine, die Entwicklung der industriellen Gasnachfrage (um nur einige Faktoren zu nennen) lassen ganz unterschiedliche Markszenarien zu.
Dementsprechend ergibt sich ein breiter Korridor für die möglichen Maximal- und Minimalpreiserwartungen im Monat Oktober. Beim aktuellen Handelspreis für Nov-23 bei 47 EUR/MWh liegt das 95%-Quantil bei 57 EUR/MWh und das 5%-Quantil bei 28 EUR/MWh.