Trotz Nahost-Konflikt: Warum sich die Gasmärkte etwas beruhigt haben

Die geopolitischen Risiken sorgen auch in dieser Woche für Unterstützung an den Gasmärkten. Die laufende Handelswoche zeigt sich jedoch bisher weniger volatil als die letzten zwei Wochen.

Markt bleibt angespannt aber weniger nervös als in Vorwoche

Die Nervosität und die damit verbundenen Risikoaufschläge an den Märkten haben ein wenig nachgelassen, seitdem sich Hinweise verdichtet haben, dass der Schaden an der Balticconnector-Pipeline wahrscheinlich nicht durch einen Anschlag, sondern durch einen Schiffsanker ausgelöst werden sein könnte.

Dazu hat die erwartete Bodenoffensive Israels im Gazastreifen noch nicht begonnen. Die diplomatischen Bemühungen laufen auf Hochtouren, um einen Flächenbrand in der Region zu verhindern.

Wetterentwicklung entscheidend

Wie immer zu diesem Zeitpunkt im Jahr ist das Wetter entscheidend für die weitere Entwicklung an den Märkten. Die Temperaturen in Deutschland liegen bisher im Oktober mit durchschnittlich 13,6° C knapp 3 Grad über der saisonalen Norm.

Auch bis Ende der nächsten Woche soll sich der warme Trend fortsetzen, die Tagesmittel sollen bei bis zu 13° C liegen und damit rund 5 Grad über den saisonal üblichen Tagswerten.

Volle Gasspeicher, milder Oktober

Die Gasspeicher in der EU sind zu knapp 99 Prozent gefüllt, knapp 9 Prozentpunkte über dem Fünf-Jahresmittel. Insgesamt sind 1123 TWh Erdgas eingespeichert und damit nur 15 TWh unter der nominellen maximalen Füllkapazität.

Mit Referenz auf die aktuellen Temperaturprognosen und den zuletzt hohen Windstromprognosen für die nächsten 10 Tage, gehen wir erst nach dieser Periode von einem signifikanten Anstieg der Ausspeicherungen aus.

Als Resultat des bisher milden Oktobers wurden in der kürzlich begonnenen Wintersaison in die Gasspeicher der EU mit insgesamt 34,4 TWh rund 18 Prozent mehr netto eingespeichert als im Fünfjahresmittel.

Gasmarkt weitgehend ausgeglichen

Das gesamte Gasangebot in der EU liegt in dieser Woche mit rund 11 TWh rund 1 TWh über dem Tiefststand des Vorjahres. Dennoch liegt das Gasangebot mit insgesamt 265 TWh im laufenden Monat rund 30 Prozent unter dem Jahresmittel.

Die Gasnachfrage der Endkunden (ohne Speichernachfrage) liegt im laufenden Monat mit insgesamt 210 TWh rund 23 Prozent unter dem Fünfjahresmittel.

Terminkontrakte rücken zusammen

Die Spreads auf der Terminkurve haben sich in den letzten vier Wochen ein wenig zusammengezogen. Frontmonat Nov-23 hat sich in diesem Zeitraum um knapp 10 EUR/MWh verteuert. Q1-24 dagegen nur um 7 EUR/MWh und Cal-24 nur um 6 EUR/MWh.

Damit notierte der Frontmonat Nov-23 zuletzt mit knapp 51 EUR/MWh rund 5 EUR/MWh billiger als das Frontquartal Q1-24 und 4 EUR/MWh billiger als Cal-24. Bemerkenswert ist weiterhin, dass Sommer-23 mit zuletzt knapp 54 EUR/MWh rund 3 EUR/MWh teurer notiert als Nov-24.