Steigende Gasnachfrage, schwache LNG-Importe, Russland baut LNG-Geschäft aus

Die Wintersaison ist mit deutlich kühleren Temperaturen gestartet als im letzten Jahr. Die LNG Importe sind weiterhin schwach und die Gasspeicher weniger gefüllt als im Vorjahr. Unterdessen hat Russland seine LNG-Exporte nach Europa deutlich ausgebaut.

Russland baut LNG-Lieferungen aus

Seit Beginn des Jahres hat Russland 211 LNG-Tankerlieferungen an die europäischen LNG-Terminals exportiert. Damit steigerte sich die Anzahl der exportierten Tankerlieferungen um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr als im Vergleichszeitraum nur 171 LNG-Lieferungen exportiert wurden.

Russlands LNG-Marktanteil in Europa verbessert sich im laufenden Jahr auf 20 Prozent. Gegenüber einem Anteil von 13 Prozent im Vorjahreszeitraum. Spitzenreiter bleiben weiterhin die USA mit insgesamt 439 Lieferungen und einem Marktanteil von 41 Prozent.

Auch im asiatischen Markt baut Russland seine LNG-Lieferungen aus. In die fünf Länder Asiens mit der stärksten LNG-Nachfrage (China, Japan, Südkorea, Taiwan und Indien) exportierte Russland im laufenden Jahr 161 LNG-Lieferungen gegenüber 150 Lieferungen im Vorjahreszeitraum.

Russland hat damit in diesen asiatischen Ländern einen LNG-Marktanteil von nur 6 Prozent. Damit wurde nach Europa deutlich mehr LNG geliefert als nach Asien. Der aktuelle Fokus des russischen LNG-Verkaufs scheint eindeutig auf den europäischen Markt ausgerichtet zu sein.

LNG Importe stagnieren auf schwachem Niveau

Die LNG-Aussendungen der europäischen Terminals steigen in dieser Woche nachfragebedingt mit rund 3600 GWh pro Tag auf den höchsten Stand seit Ende der letzten Heizperiode.

Die Differenz zwischen den asiatischen und europäischen Gaspreisen hat sich zuletzt ein wenig verkleinert. Dies führte auch zu einigen Umleitungen von LNG-Lieferungen nach Europa. Dennoch ist die Liste der erwarteten Ankünfte wenig überzeugend, in den nächsten zwei Wochen werden nur 25 LNG-Lieferungen an den europäischen Terminals erwartet.

Eine signifikante Verbesserung der Importe ist damit immer noch nicht in Sicht. Bisher wurden im laufenden Monat 55 LNG-Lieferungen importiert, im Vorjahresmonat Oktober 2023 waren es hingegen 70 Tankerlieferungen.

Gasspeicher weniger gefüllt als im Vorjahr

Die Gasspeicher der EU-Länder sind aggregiert zu 95 Prozent (DE: 97%) gefüllt, im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt betrug der Füllstand 98 Prozent (DE: 98%). Die Ausspeicherungen stiegen mit zuletzt rund 10 TWh auf den höchsten Stand seit sechs Monaten.

Die Speicherbilanz im laufenden Monat ist mit einer Netto-Einspeicherung von insgesamt rund 8 TWh positiv aber deutlich schlechter als im Vorjahresmonat als zum gleichen Zeitpunkt rund 28 TWh netto-eingespeichert waren.

Wir gehen derzeit davon aus, dass die 100 Prozent Füllstandmarke nur für den Fall außergewöhnlich milder Temperaturen in den nächsten vier Wochen geknackt werden könnte. Entwickeln sich die Temperaturen jedoch entlang der Norm, so ist im besten Falle mit einem maximalen Füllstand von 97 Prozent gegen Mitte November zu rechnen.

Gasnachfrage auf 6-Monats-Hoch

Bis Mitte Oktober wurden in der EU und Großbritannien rund 145 TWh Erdgas verbraucht. Das sind rund 13 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahresmonat Oktober 2023. Mit Tageswerten von zuletzt rund 11 TWh lag die Gasnachfrage auf dem höchsten Stand seit sechs Monaten.

Oktober 2023 war mit durchschnittlich 13,3° C in Deutschland rund 3 Grad wärmer als die saisonale Norm. Für den aktuellen Monat ergibt sich bisher und bei Ausrollung der letzten Temperaturprognose ein Tagesdurchschnittswert von 11,5° C, rund 1 Grad wärmer als die Norm.

Mit Beginn der Heizperiode sinkt damit die Nachfrageeinsparung gegenüber dem Fünf-Jahres-Mittel auf 7 Prozent. Im Vormonat September 2024 lag die Gasnachfrage mit insgesamt 233 TWh noch 13 Prozent unter dem Referenzwert.