Mit den zunehmenden Spannungen im Mittleren Osten und der Gefahr einer Ausbreitung des Krieges steigen die Gaspreise in dieser Woche auf ein neues 7-Wochen-Hoch. Die LNG-Importe sinken im Juli auf ein neues Mehrjahrestief. Eine weitere Eskalation in der Region könnte zu weiteren Verzögerungen der LNG-Verschiffungen und einer Verknappung des LNG-Angebots führen.
LNG-Importe im Juli auf Mehrjahrestief
Im Juli sinken die Gasimporte nach ganexo-Aufzeichnungen auf den tiefsten Stand seit mindestens Oktober 2021. An den europäischen LNG-Terminals wurden im Juli nur 92 LNG-Schiffsladungen importiert. Bereits im Vormonat Juni waren die Importe auf einen Tiefststand von 100 LNG-Lieferungen gesunken.
An den französischen LNG-Terminals kamen im Juli nur 16 LNG-Schiffslieferungen an. Zum Vergleich, im Vormonat Juni waren es dort 22 Lieferungen und im April dieses Jahres 32 Lieferungen. In Deutschland wurden lediglich zwei LNG-Lieferungen importiert, gegenüber 8 Lieferungen im Vormonat.
Von den insgesamt 92 LNG-Lieferungen nach Europa kamen auch im zurückliegenden Monat mit 34 Lieferungen die meisten aus den USA. Aus Russland stammten 19 Lieferungen, vier weniger als im Vormonat. Katar lieferte nur 9 Lieferungen, im Vormonat waren es 12 LNG-Schiffslieferungen.
Angespannte Lage im Roten Meer
Einer der Gründe ist die anhaltende Terrorgefahr der Houthi auf den internationalen Schiffsverkehr vor der Küste Jemens. Dies führte in den letzten Wochen dazu, dass viele LNG-Schiffe das Rote Meer und den Suez-Kanal umfuhren, was zu Verzögerungen bei den europäischen Importen aber auch zu Abflüssen auf den asiatischen Markt führten.
Der Umweg um den afrikanischen Kontinent ist für die LNG-Lieferanten mit Mehrkosten verbunden. Die Preise auf dem europäischen Gasmarkt waren im Vergleich zu den LNG-Preisen in Asien oftmals nicht hoch genug, um den Abfluss von Spotlieferungen an die asiatischen Abnehmer zu verhindern.
LNG-Nachfrage in Asien auf 6-Monats-Hoch
Dementsprechend stark zeigten sich im Juli die asiatischen LNG-Importe. Die LNG-Nachfrage der größten fünf asiatischen Importeure (China, Japan, Südkorea, Taiwan, Indien) stieg im Juli auf den höchsten Stand seit Januar 2024.
Die fünf Länder importierten im Juli insgesamt 282 LNG-Schiffslieferungen, ein Plus von 8 Lieferungen gegenüber dem Vormonat; das Jahreshoch stammt vom Januar 2024 mit insgesamt 294 Lieferungen.
Die LNG-Exporte der USA erreichten in diesen Ländern mit insgesamt 44 LNG-Schiffslieferungen ein neues Allzeithoch. Nach Australien und Katar stiegen die USA im Juli damit zum drittgrößten LNG-Lieferanten in der Region auf, im Wesentlichen durch einen deutlichen Ausbau der Lieferungen nach Südkorea.
LNG-Angebot droht zu verknappen
Die europäischen Gasspeicher sind mit 85 Prozent gut gefüllt, die Gasspeicherziele der EU-Kommission in greifbarer Nähe. Die Abhängigkeit von einer stabilen LNG-Versorgung bleibt dennoch hoch und der europäische Markt muss im Wettbewerb mit dem asiatischen LNG-Markt Schritt halten. Das stützt die Gaspreise am niederländischen TTF und deutschen THE.
Nach dem Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 schaltete Israel die Erdgasförderung im Tamarfeld vorübergehend ab. Im Vorgriff möglicher Angriffe der Hisbollah auf israelisches Gebiet, könnte Israel nun gezwungen sein, die Erdgasförderung in den Feldern Tamar und Leviathan auszusetzen.
Dies hätte dann unmittelbare Auswirkungen auf die Erdgasversorgung Ägyptens und Jordaniens. Beide Länder hatten im vergangenen Jahr 11,5 Mrd. Kubikmeter Erdgas aus Israel importiert und müssten dann auf dem globalen LNG-Markt die fehlenden Mengen beschaffen, was mittelbar das globale LNG-Angebot verknappen würde.