Mit einem Marktanteil von über 40 Prozent der europäischen LNG-Importe dominieren die USA das LNG-Angebot in Europa. Damit sind die USA nach Norwegen der wichtigste Gaslieferant für Europa. Ein Überblick über die zurückliegenden sechs Sommermonate.
Wartungen schmälern norwegische Gasexportbilanz
Die Gasexporte Norwegens lagen in der Sommersaison mit 532 TWh rund 10 Prozent unter der Fünfjahresmittel. Vor allem die zwei Wartungsintervalle im Juni und September sorgten für deutlich rückläufige Exporte.
Die Wartungen in Norwegen im Juni ließen die Gasexporte bereits auf 78 TWh und damit 14 Prozent unter das Fünfjahresmittel fallen. Die mehrfachen Wartungsverlängerungen im September jedoch verringerten die Gaslieferungen des größten Gasversorger Europas auf rund 58 TWh – 30 Prozent weniger als im Durchschnitt 2018- 2022.
Algerien steigert Gasexporte
Algerien lieferte in den Monaten April bis September knapp 180 TWh Erdgas in die EU, über die Pipelines nach Italien (135 TWh) und Spanien (45 TWh). Vor allem die starken Exporte nach Italien sorgten dafür, dass die Gasexporte (via Pipeline) des nordafrikanischen Landes knapp 16 Prozent über dem Fünfjahresmittel lag.
Aserbaidschan steigerte seine Gasexporte über die TAP-Pipeline bis zum Anlandepunkt in Italien in den letzten sechs Monaten auf knapp 63 TWh, 7 Prozent über dem Durchschnitt der letzten Jahre seit Beginn der Lieferungen.
Russland lieferte zwischen April und September über die verbliebenen Transitpipelines durch die Ukraine und die Türkei 135 TWh in die EU. Die starken Gasflüsse auf der Turkstream-Pipeline steigerten die Exporte am bulgarisch-türkischen Interkonnektor Strandzha auf 70 TWh.
USA dominieren europäisches LNG-Angebot
Die LNG Aussendungen in Europa lagen in den Sommermonaten mit 797 TWh um rund 41 Prozent über dem Fünfjahresmittel. Seit dem Rekordmonat April, als 163 TWh ausgesendet wurden, nahmen die LNG-Aussendungen der europäischen Terminals jedoch kontinuierlich ab und fielen zuletzt auf 105 TWh im September.
Die europäischen Länder importierten in den letzten sechs Monaten 803 LNG-Schiffsladungen. Die USA war mit 342 LNG-Lieferungen der größte Lieferant für Europa, gefolgt von Russland mit 101 Lieferungen, Katar mit 95 Ladungen und Algerien mit 93 Ladungen.
Frankreich war mit insgesamt 183 LNG-Lieferungen der größte Importeur in Europa, gefolgt von Spanien mit 138 Lieferungen und den Niederlanden mit 137 Lieferungen. An den drei schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland wurden insgesamt 33 LNG-Schiffsladungen importiert.
Einspeicherungen 22 Prozent unter Norm
In der Einspeicherungssaison April – September wurden in den Gasspeichern der EU insgesamt 465 TWh netto eingespeichert. Dies waren 22 Prozent weniger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Wäre die Einspeicherung entlang dieser Norm verlaufen, wären die Gasspeicher bereits Mitte August vollständig gefüllt gewesen.
Maßgeblichen Anteil an der schwachen europäischen Bilanz hatten die unterdurchschnittlichen Einspeicherungen in Deutschland und Italien. In beiden Ländern werden üblicherweise jeweils rund 111 TWh während des Sommers netto eingespeichert. In Deutschland waren es dieses Mal jedoch nur knapp 83 TWh und in Italien sogar nur 76 TWh.
Einschränkend in diesem Statistikverweis sei jedoch darauf hingewiesen, dass mit den bereits zu Beginn des dritten Quartals hohen Füllständen der Gasspeicher, die maximal mögliche Einspeicherungskapazität unter die technischen Maximalwerte fällt (in einigen Speichern auf bis zu 20-30 Prozent).