Geopolitische Spannungen wichtigster Risikofaktor für Gasmärkte

Sorgen über das LNG-Angebot belasten in dieser Woche die Gasmärkte. Die LNG-Verschiffung ist durch die Dürre und Überlastung im Panamakanal und der Eskalation im Roten Meer belastet. Geopolitische Spannungen könnten zum wichtigsten Risikofaktor der Gasmärkte in diesem Jahr werden.

Katar verschifft über Kap der Guten Hoffnung

Die Krise am Roten Meer hat die LNG-Transporte aus dem Nahen Osten ins Stocken gebracht. Katar soll Schätzungen zufolge im Januar mehr als 70 Prozent der üblicherweise durch den Suez-Kanal geleiteten LNG-Exporte über die kostspieligere und längere Route um das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet haben.

Wäre die Straße von Hormuz blockiert, gäbe es keine Alternativrouten und 20 Prozent der weltweiten LNG-Lieferungen wären blockiert. Ebenso gravierend für die europäische Gasversorgung wäre ein sabotagebedingter Ausfall der norwegischen Pipelines.

Dies zeigt wie stark die europäische Energieversorgung geopolitischen Risiken ausgesetzt ist und steht in einer Reihe von Ereignissen der letzten zwei Jahre, die die Preisentwicklung an den Märkten geprägt hat.

Es begann mit dem Überfall Russlands

Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der Explosion der Nord-Stream Pipeline im Jahr 2022 stiegen die europäischen Energiepreise auf nie zuvor erreichte Niveaus. Im Oktober 2023 sorgte der Ausfall des Balticconnectors für Unsicherheiten, ebenso im November der Verdacht einer Sabotage an der LNG-Pipeline Brunsbüttel.

Nach dem Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 schaltete Israel die Förderung im Tamarfeld ab. In der letzten Woche wurde das russische Gas Terminal in Ust-Luga durch Dronenangriffe beschädigt.

Darüber hinaus beschädigten russische Angriffe im ukrainischen Charkiw die größte Gas-Pipeline des Landes. Dazu ist es derzeit unklar, wie es mit den russischen Pipeline-Lieferungen durch die Ukraine im nächsten Jahr weitergeht. Das aktuelle Transitabkommen läuft Ende dieses Jahres aus und ein neues Abkommen ist derzeit unwahrscheinlich.

Sicherung der Energieversorgung

Die Internationale Energieagentur (IEA) kommt daher in ihrem jüngsten vierteljährlichen Gasmarktbericht zum Schluss, dass die geopolitischen Unsicherheiten der größte Risikofaktor für die globalen Gasmärkte im Jahr 2024 sind.

Mit dem gemeinsamen Gaseinkaufsmechanismus der Europäischen Union, dem strategischen LNG-Puffer in Japan und den Leitprinzipien des Wachstums der Erdgasnachfrage in China haben die Importmärkte bereits politische Maßnahmen eingeführt.

Vorsätzliche Eingriffe in kritische Infrastrukturen wie Pipelines haben der IEA zufolge weiterhin das Potential erhebliche Volatilitäten zu erzeugen.

IEA: Anstieg weltweiter Gasnachfrage

Die IEA prognostiziert für 2024 einen Anstieg der weltweiten Gasnachfrage von 2,5 Prozent, was rund 100 Mrd. Kubikmeter Erdgas entspricht. Allein aus der asiatischen Region sollen 40 Prozent dieser zusätzlichen Nachfrage kommen.

Die angenommene Rückkehr zu saisonüblichen Wetterbedingungen und die preisbedingte Erholung der Industrie und des Energiesektors sollen rund die Hälfte des Wachstums ausmachen. Damit sind also nur rund 50 Mrd. Kubikmeter der zusätzlichen Erdgasnachfrage strukturelles Wachstum.

Der Ausbau der weltweiten LNG-Produktion konnte in 2023 auf der Angebotsseite den Rückgang der russischen Gaslieferungen nicht vollständig kompensieren. Auch in 2024 dürfte der begrenzte Anstieg der LNG-Produktion das Nachfragewachstum bremsen. Die IEA geht für 2024 von einem Wachstum des LNG-Angebots um 3,5 Prozent aus, deutlich unter der Wachstumsrate von 8 Prozent zwischen 2016-2022.