Geopolitik stützt Gaspreise, USA exportiert mehr LNG nach Asien

Die Spotpreise an den europäischen Gasmärkten zeigen in dieser Woche eine stabile Seitwärtsbewegung. Die Terminpreise zeigen sich fester und das hat mit den anhaltenden geopolitischen Spannungen zu tun. Dazu gibt es bemerkenswerte Entwicklungen im LNG Handel. Ein Überblick.

Unsicherheit über zukünftiges Angebot

Seit der REMIT-Meldung der österreichischen OMV vor rund einem Monat zu einem möglichen Lieferstopp der russischen Gasflüsse sind zwar die russischen Lieferungen immer noch stabil, aber die Unsicherheit über die Situation in den verbleibenden Monaten in 2024 stützt weiterhin die Gaspreise.

Der ukrainische Netzbetreiber GTSOU hat erklärt, dass mit dem Ende des Transitabkommens mit Russland, ab 2025 kein Erdgas mehr von Russland durch die Ukraine fließen kann. Dies gelte, so GTSOU, explizit auch für einen zuletzt diskutierten Liefer-Swap für aserbaidschanisches Erdgas durch Russland.

Attacken auf Energieinfrastruktur und Sorgen um Pipeline

Die anhaltenden Angriffe Russlands auf die ukrainische Energieinfrastruktur, sorgen dort für massive Ausfälle. Auch auf die russische Stadt Sudscha an der Grenze zur Ukraine wurde in der letzten Woche ein Angriff gemeldet, der aber nicht zu einer Beeinträchtigung des Gastransits führte.

Die verbliebenen russischen Gaslieferungen durch die Ukraine verlaufen über die Pipeline Jelez-Krementschuk-Krywyj-Rih über die Gasmessstation in Sudscha.

Österreich beschließt endlich Gesetz

Im April 2024 betrug der Anteil von russischem Gas an den gesamten Netto-Gasimporten Österreichs 81 Prozent. Nach langer politischer Diskussion hat der österreichische Nationalrat in der letzten Woche nun ein Gesetz verabschiedet, um diese Abhängigkeit schrittweise zu reduzieren.

Große Gas-Anbieter müssen Pläne erstellen, wie sie die österreichischen Gaskunden auch dann mit Gasversorgen können, wenn Russland kein Gas mehr liefert. Dazu müssen sie Pläne erstellen, wie sie in mehreren Schritten den Einkauf von russischem Gas reduzieren.

USA größter LNG Produzent weltweit

Einer Veröffentlichung der französischen Organisation CEDIGAZ zu folge, bleiben die USA im Zeitraum Januar bis Mai 2024 weiterhin der größte LNG-Exporteur mit einer Gesamtverkaufsmenge von 35,41 Mio. Tonnen.

Weltweit zweitgrößter LNG Produzent in den ersten fünf Monaten dieses Jahres war Australien (33,79 Mio. Tonnen, +1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) vor Katar (32,65 Mio. Tonnen, -0,3 Prozent) und Russland mit einem Anstieg von 6,6 Prozent auf 14,29 Mio. Tonnen.

Mehr LNG nach Asien, weniger nach Europa

Die US-LNG-Exporte nach Asien stiegen in diesem Zeitraum gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent auf 9,7 Mio. Tonnen. Im Gegensatz dazu sanken die LNG-Verkäufe der USA nach Europa im Jahresvergleich um 16,4 % auf 22,4 Mio. Tonnen.

Die US-LNG-Verkäufe konzentrierten sich vor allem auf Japan (+46,3 Prozent auf 2,34 Mio. Tonnen), China (+59 Prozent auf 1,4 Mio. Tonnen) und Indien (+41 Prozent auf 1,4 Mio. Tonnen). In preissensitive Absatzländer wie zum Beispiel Thailand vervierfachte sich der US-LNG-Absatz auf knapp 1 Mio. Tonnen.

Russland drittgrößter LNG Produzent, Frankreich größter Abnehmer in Europa

Russland verzeichnete den größten absoluten Absatzanstieg mit einem Plus von 0,88 Mio. Tonnen. Die höheren Exporte wurden im Wesentlichen durch Steigerungen in den LNG-Anlagen Sachalin 2, Vysotsk, Yamal und Portovaya gestützt.

Mehr als die Hälfte der weltweit verkauften LNG-Exporte Russlands im Zeitraum Januar bis Mai gingen nach Europa; die Verkäufe erhöhten sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13,2 Prozent auf insgesamt 7,6 Mio. Tonnen.

Frankreichs LNG Importe aus Russland haben sich dabei mehr als verdoppelt. Zwischen Januar und Mai importierte Frankreich 2,7 Mio. Tonnen russisches LNG, im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,28 Mio. Tonnen.