Im Mai fiel das europäische Erdgasangebot auf den tiefsten Stand seit Juni 2023. Verantwortlich dafür waren deutlich rückläufige LNG-Aussendungen, aber auch Norwegen lieferte weniger. Ein Überblick.
LNG-Aussendungen im Mai auf 8-Monats-Tief
Im Mai fiel die Regasifizierung der LNG-Terminals der EU und Großbritannien mit insgesamt 106 TWh auf den tiefsten Stand seit letzten September und damit 18 Prozent weniger als im Fünf-Jahres-Durchschnitt. Im Vormonat April 2024 lagen die Aussendungen noch bei über 117 TWh.
Die LNG-Schiffslieferungen an die europäischen Terminals fielen im Mai auf 118 Importe, im Vormonat April wurden noch knapp 130 Lieferungen importiert. Mit 28 LNG-Lieferungen gingen die meisten LNG-Tanker nach Frankreich, gefolgt von 21 Lieferungen nach Spanien und 20 Lieferungen in die Niederlande.
Das niederländische Rotterdam Gate Terminal verzeichnete mit einer Regasifizierung von insgesamt 10,5 TWh den höchsten Wert, die Kapazitätsauslastung lag dagegen nur bei 70 Prozent.
Das italienische Adriatic LNG Terminal sendete insgesamt 7,7 TWh aus und war damit fast vollständig ausgelastet. In Belgien sank die Regasifizierung des Zeebrugge LNG Terminals auf 7 TWh, bei einer Auslastung von nur 36 Prozent.
Gasexporte Norwegens auf 6-Monats-Tief
Die Gasexporte Norwegens per Pipeline sanken mit insgesamt 107 TWh im Mai auf den tiefsten Stand seit Oktober 2023. Grund war das intensive Wartungsintervall im Mai und teilweise ungeplante Verlängerungen der Arbeiten. Im Vormonat April lagen die Gasexporte per Pipeline noch bei 116,5 TWh.
Die algerischen Gasexporte erreichten mit insgesamt 31 TWh ein neues Jahreshoch und setzten den positiven Trend des Vormonats durch die deutlich gestiegenen Lieferungen nach Italien fort. Die Gasimporte aus Russland fielen mit knapp 28 TWh auf ein neues Jahrestief, rund 3 TWh weniger als noch im Vormonat April. Geringfügig weniger als im Vormonat lieferte auch Aserbaidschan, mit insgesamt knapp 10,5 TWh.
Keine Importe am VIP Frankreich – Deutschland
Seit dem 5. März 2024 fließt am Übergabepunkt Obergailbach/ Medelsheim kein Erdgas mehr aus Frankreich nach Deutschland. Die technische Kapazität war zu Beginn des Jahres von 100 auf 180 GWh/Tag erhöht worden, begünstigt durch die Inbetriebnahme des FSRUs im französischen Le Havre.
Wegen des Wegfalls der Festlegung „VOLKER“ der Bundesnetzagentur (BNetzA) werden seit 1. April mögliche Schadensrisiken des aus Frankreich odoriert importierten Erdgases nicht mehr als Kostenbestandteile der Fernleitungsbetreiber anerkannt. Seitdem erfolgte am Übergabepunkt kein nennenswertes Kapazitätsangebot mehr.
Die BNetzA hatte Ende März einen Entwurf zur Verlängerung der Festlegung „VOLKER“ vorgelegt, der eine Anerkennung der Schäden durch odoriertes Gas aus Frankreich bis 30. September 2026 beinhaltet. Das Ergebnis der Konsultation muss noch abgewartet werden.
Weniger Einspeicherungen als Im Vorjahresmonat
Im Mai wurden in den Gasspeichern der EU insgesamt 86,4 TWh netto eingespeichert und damit rund 18 Prozent weniger als im Vorjahresmonat Mai 2023 als 104 TWh netto eingespeichert wurden.
Das leichte Füllstands-Plus gegenüber dem Vorjahresmonat löste sich damit fast vollständig auf. Zu Beginn Mai 2024 waren die Gasspeicher zu 62 Prozent gefüllt (1. Mai 2023: 59 Prozent), Ende Mai 2024 erhöhte sich der Füllstand auf 69 Prozent (31. Mai 2023: 68 Prozent).
Die Gasspeicher waren zuletzt zu 71 Prozent gefüllt, 12 Prozentpunkte mehr als im Fünf-Jahres-Durchschnitt. Die Speicherziele der EU-Kommission für das Jahr 2024 sollten in allen Szenarien erreicht werden.