Im laufenden Winter steigen die russischen LNG-Importe auf einen neuen Höchststand. 17 Prozent aller LNG-Schiffslieferungen nach Europa kamen aus Russland. Damit ist Russland nach den USA derzeit der zweitgrößte LNG-Lieferant für Europa. Vor allem zwei europäische Länder erhöhten die Importe aus Russland deutlich.
125 Schiffsladungen aus Russland
Die europäischen Länder importieren im laufenden Winter bisher insgesamt 125 LNG-Schiffsladungen. In den sechs Sommermonaten davor waren es insgesamt 118 Lieferungen, bisher ein Anstieg um 4 Prozentpunkte auf 17 Prozent.
Nach unabhängigen Schätzungen liegt der Wert der russischen LNG-Importe Europas in den letzten Monaten bei rund 1 Mrd. Euro pro Monat.
Die Importe aus Algerien und Katar zeigen sich bisher dagegen gegenüber dem letzten Sommerhalbjahr deutlich rückläufig, deren Importanteile sinken auf 10 bzw. 8 Prozent. Größter LNG-Importeur bleiben weiterhin die USA, mit bisher 330 Lieferungen (Importanteil 46 Prozent) im laufenden Winter.
Belgien größter Importeur von russischem LNG
Frankreich importiert bisher im laufenden Winter 39 LNG-Lieferungen aus Russland, im zurückliegenden Sommer waren es noch 28 Lieferungen. Russland zieht damit gleichauf mit Algerien, dem bisher zweitgrößten LNG-Importeur Frankreichs.
Belgien importiert bisher im laufenden Winter 47 LNG-Lieferungen aus Russland. 11 Schiffsladungen kamen aus den USA, 12 aus Katar und drei aus afrikanischen Ländern. Damit liegt im laufenden Winter der Importanteil von russischem LNG am belgischen Zeebrugge LNG Terminal bei 63 Prozent.
Der Großteil der Lieferungen kam dabei aus dem russischen Sabetta, Russlands Jamal LNG-Terminal. Übereinstimmenden und unabhängigen Quellen zufolge entsprach das belgische Importvolumen damit rund einem Drittel der Jamal LNG-Terminal Kapazität.
Mehr russisches Gas in Deutschland
Mit den gestiegenen russischen Importen Belgiens dürfte sich auch der Anteil von russischem Gas in Deutschland deutlich erhöht haben. Deutschland bezieht monatlich zwischen 20-25 Prozent seiner Pipelinelieferungen aus Belgien.
Nach Schätzungen einer belgischen NGO stieg der Anteil von regasifziertem russischen LNG an den gesamten Gaslieferungen Belgiens nach Deutschland in 2022 auf 11 Prozent. Für 2023 sollte der Wert deutlich gestiegen sein, da die LNG-Importe am belgischen LNG-Terminal Zeebrugge gegenüber 2022 um 41 Prozent auf 4 Mrd. Kubikmeter gestiegen sind.
Dazu kommt viel russisches LNG am französischen LNG-Terminal Dunkerque an, von dem ein Teil als Erdgas über Pipelines nach Belgien exportiert werden dürfte. Dies erhöht seinerseits den Anteil an russischem Gas an den belgischen Exporten nach Deutschland. Im laufenden Winter kamen am französischen LNG-Terminal Dunkerque 55 LNG-Lieferungen an, 19 davon aus Russland.
Russlands LNG Pläne
Um den Wegfall der Einnahmen aus den Pipeline-Exporten zu kompensieren, hat Russland unlängst seine Ziele für den Ausbau seiner LNG-Exportkapazitäten deutlich hochgestuft. Russland plant bis 2030 seine Exportkapazität von zuletzt 30 auf 110 Millionen Tonnen LNG pro Jahr (mtpa) zu erhöhen.
Russland wäre dann der weltweit drittgrößte LNG-Exporteur, hinter den USA (Plan 2030: 173 mtpa) und Katar (Plan 2030: 142 mtpa) aber noch vor Australien, was für 2030 eine jährliche Kapazität von 88 Millionen Tonnen LNG plant.
Derzeit konzentriert sich der russische LNG-Export auf die beiden Anlagen Jamal LNG und Sakhalin-II. Gewichtige Großprojekte sind unter anderem die geplanten Terminals Baltic LNG (13 mtpa), Murmansk LNG (20 mtpa) und Arctic LNG 1+2 (insgesamt 40 mtpa).
Unabhängigen Schätzungen zufolge müsste Russland dafür mindestens 70 Mrd. USD investieren. Ob die hohen Ziele bei den gegenwärtigen Sanktionen, dem eingeschränktem Zugang zu Kapital und westlicher Technologie umsetzbar sind, erscheint jedoch fraglich.